mainpost 21.11.00:
Gelungenes Experiment mit "Richard
III."
V i e l M u t ,
v i e l E h r
Berufswünsche gibt es viele.
Harmlose wie Lokomotivführer oder Popstar, aber auch so richtig schreckliche.
Richard III., Hauptfigur im gleichnamigen Königsdrama von William
Shakespeare, hat nur das Ziel "ein Bösewicht zu werden, und feind
den eitlen Freuden dieser Tage". Warum aber will ein Mensch nur so gemein
werden?
Mit dieser interessanten Frage beschäftigte
sich das Theaterprojekt "Spielbetrieb" in seiner gelungenen, höchst
spannenden Shakespeare-Adaption für einen Darsteller, "Blutwinter".
Im Bechtolsheimer Hof in Würzburg näherten sich Regisseur Hubert
Treml und Darsteller Markus Grimm dem bösen Charakter mit ganz neuen
Mitteln an. Althergebrachtes, wie etwa den Text der klassischen Schlegel-Übersetzung
verbanden die beiden mit modernster Technik.
So erteilte König Richard
Weisungen mit dem Handy und filmte seine Spielzüge auf dem Schachbrett.
Zusätzliche inhaltliche Informationen bekam der Zuschauer durch die
Einblendung von Videosequenzen, einer Art Überwachungskamera aus dem
Nebenraum und durch von Richard hastig verteilte Handzettel.
Gewagte Experimente an und mit klassischen
Texten können leicht danebengehen. Nicht aber im Fall von "Blutwinter".
Hier ging die Kombination von kühler Technik und emotionalem Theaterspiel
glatt auf. Und das lag nicht zuletzt an der beeindruckenden darstellerischen
Leistung von Markus Grimm. Mit unglaublicher Bühnenpräsenz spielte
er den machtbesessenen Ränkeschmied, der alle Mittel nutzt, um seine
miesen Ziele durchzusetzen.
Viel Mut und bestimmt noch mehr
Zeit und Arbeit investierten Markus Grimm und Hubert Treml in ihre außergewöhnliche
Bearbeitung des berühmten Königsdramas. Wenn das Ergebnis aber
so für sich spricht, dann hat sich all die Mühe gelohnt.
Eva Werner